Spurhebel
Der Spurhebel hat die Aufgabe
eine lineare Bewegung der Spurstange in eine Drehbewegung des
Achsschenkels umzuwandeln. Dreht der Fahrer das Lenkrad nach rechts,
so verschiebt sich die Zahnstange in der Vorderachse nach links. Über
die Spurstange, die mit der Zahnstange verbunden ist, wird der rechte
Spurhebel nach innen gezogen. Diese lineare Bewegung nach links setzt
der Spurhebel nun in eine rechtsdrehung des Rades um.
Der Spurhebel ist auf dem Achsschenkel mittig zum Scharnier
(Achsschenkelbolzen) montiert. Damit läuft das äußere
Ende des Hebels auf einer Kreisbahn. Ein Zug oder ein Druck auf das
Ende des Hebels dreht also den Achsschenkel.
Nachdem sich der Hebel auf einer Kreisbahn bewegt, und die Spurstange
eine starre Stahlstange ist, muß zwischen der Spurstange und dem
Spurhebel ein Gelenk sitzen, das sogenannte Spur- oder Lenkgelenk.
Bild 1 Spurhebel
Das Gelenk besteht aus einer
Kugel, die das Ende des Spurhebels darstellt. Diese Kugel sitzt in
einem Halter auf der Spurstange. Dieser Halter drückt 2 konkave
Pfannen auf die Kugel. Damit läßt sich die Kugel zwischen
den Pfannen um 360 Grad drehen. Hat man ein Spiel zwischen den Pfannen
und der Kugel, dann können die Vorderräder flattern, der
Spurhebel wird ja nicht sauber in einer Position gehalten. Um ein
solches Spiel zu vermeiden, drückt eine kräftige Feder die
Pfannen auf die Kugel.
Bild 2 zerlegtes
Lenkgelenk
Leider ist der Spurhebel seit
Anfang der 80er Jahre aus einem sehr minderwertigen Material
hergestellt. Die Kugel nutzt sich stark ab. Damit ist die Form der
Kugel, von oben betrachtet, nicht mehr rund, die Kugel wird linsenförmig.
Bild 3
abgenutzter Spurhebel im Vergleich mit neuem Spurhebel
Diese Formveränderung
gibt dem Spurhebel nun Spiel zwischen den Pfannen, die Vorderräder
können zu flattern beginnen. Meist geschieht dies zusammen mit
einem abgenutzten Achsschenkelbolzen. Die Ursache für das
Flattern ist jedoch NICHT der Achsschenkelbolzen! Ein ausgeschlagener
Achsschenkelbolzen begünstigt das Flattern jedoch.
Achsschenkelbolzen und Spurhebel stehen in einer Wechselwirkung. Ist
der Bolzen ausgeschlagen, dann kommt eine höhere Belastung auf
den Spurhebel und umgekehrt.
Theoretisch kann dieses Spiel duch ein Nachstellen der Pfannen im
Spurgelenk kompensiert werden. Drückt man mit der Stellschraube
am Ende des Spurgelenkes die Pfannen zusammen, dann schieben sich die
Pfannen wieder an die Kugel. Damit ist das Spiel zwar weg, aber auch
die Bewegungsfreiheit des Gelenkes eingeschränkt! Ist die Kugel
linsenförmig, dann besteht die Gefahr, daß die Kugel vom
Spurhebel beim Lenken abbricht. Dies ist schon häufig
vorgekommen. In den mir bekannten Fällen brach die Kugel bei
langsamer Geschwindigkeit in der Stadt ab. Passiert dies jedoch bei
hoher Geschwindigkeit, dann hilft nicht mal mehr beten - die Ente läßt
sich nicht mehr lenken!
Ein Nachstellen der Spurhebel ist also nicht empfehlenswert, der
Hebel muß gewechselt werden. Die benötigten Teile sind: Der
Spurhebel, eine neue Feder und eine Gummimanschette für das
Spurgelenk. Achtung: Nach jeder Arbeit am Spurhebel (auch nach einem
Nachstellen) muß die Spur neu eingestellt werden!
Für die Demontage genügen, bis auf einen Spezialschlüssel,
die üblichen Werkzeuge. Der Spezialschlüssel wird benötigt
um die Spezialmutter vom Ende des Spurgelenks zu entfernen.
Bild 4 Werkzeug
für Lenkgelenk
Zum Ausbau des alten
Spurhebels muß zunächst die Haltemutter am Ende des
Spurhebels entfernt werden. Dazu wird das Spezialwerkzeug gebraucht.
Nach dem Entfernen des Sicherungssplintes läßt sich die
Spezialmutter mehr oder weniger leicht herausdrehen. Bei der Demontage
ist darauf zu achten, daß das Werkzeug richtig sitzt, um nicht
die Nuten in der Mutter oder das Gewinde des Spurstangenkopfes zu
beschädigen.
Ist die Spezialmutter herausgedreht, müssen die beiden
Halteschrauben auf dem Achsschenkel entfernt werden. Beide sind durch
ein Sicherungsblech festgehalten. Das Blech ist mit einem möglichst
stumpfen Meissel flach herunterzubiegen. Beide Schrauben sind
vorsichtig zu entfernen. Der Spurhebel sitzt nun sehr fest in seiner Führung
auf dem Achsschenkel. Zum Entfernen einfach mit dem Hammer von unten
auf den Hebel schlagen.
Um den nun losen Hebel aus dem Spurstangenkopf entfernen zu können,
muß der Hebel um 90 Grad nach außen gedreht werden. Die
Kugel ist an 2 Seiten flachgeschliffen. Die flachen Seiten müssen
parallell zur Nut des Spurstangenkopfes liegen, dann läßt
sich der Hebel nach unten herausziehen. Zusammen mit dem Hebel kommt
auch die Gummimanschette heraus, sofern überhaupt noch vorhanden.
Hebel und Manschette sind Abfall. An der Kugel sieht man recht gut den
Grat zwischen der ursprünglichen Oberfläche und dem
abgenutzten Teil. Diese Abnutzung ist ja der Grund für den
Wechsel.
Der nächste Schritt ist es die beiden Pfannen aus dem
Spurstangenkopf herauszuholen. Dafür hat sich ein kleiner
Schraubendreher bewährt, der durch das Loch in der Mitte der
Pfanne gesteckt ermöglicht, die Pfanne durch wechselseitiges
Verkanten langsam aus dem Spurstangenkopf herauszuziehen. Das geht
leichter, wenn man vorher die Fett- und Dreckreste herauswischt.
Einfach gut mit Sprühöl tränken und mit Papier
herauswischen.
Sind beide Pfannen und die Feder heraus, ist das Gröbste bereits
überwunden. Vor dem Zusammenbau ist der gesamte Spurstangenkopf
innen und außen gut zu reinigen.
Wenn man jetzt noch (oder wieder) halbwegs saubere Finger hat, kann
man den neuen Spurhebel vorbereiten. Die Gummimanschette muß vor
der Montage über den Spurhebel. Das ist eine sehr komplizierte
Geschichte. Sieht man das kleine Loch im Gummi und vergleicht damit
den Durchmesser der Kugel, erscheint es zunächst unmöglich -
aber wie war das bei unserer Geburt? Mit kräftigem Drücken
geht es dann doch. Man sollte besser keine Werkzeuge verwenden, damit
besteht die große Gefahr den Gummi zu zerstören. Einfach
mit den Daumen drüberdrücken.
Bild 5 Spurhebel
mit Manschette
Die Kammer für die Feder
ist nun mit Fett zu füllen. Ich verwende hierfür
synthetisches Fett Top 2000von Autol, was aber nicht überall zu
bekommen ist. Dieses Fett hat den Vorteil, daß es relativ steif
ist. Die Konsistenz ist ähnlich wie Honig - ekelhaft zu
verarbeiten, aber sehr gut in der Wirkung.
Wird nun die neue Feder in ihre Kammer gedrückt, quetscht sich
das Fett teilweise wieder heraus. Das herausgedrückte Fett ist
einfach mit einem Schraubendreher über die Strinfläche der
Feder zu verteilen. Nun kommt die gereinigte Pfanne mit der flachen
Seite zur Feder wieder in den Spurstangenkopf. Der Innenraum für
die Kugel ist nun gut mit Fett einzustreichen.
Bild 6
Lenkgelenk mit Fett
Die Montage des Hebels
gestaltet sich recht trickreich. Die Gummimanschette ist soweit zu
dehnen, daß sie über den Spurstangenkopf gleiten kann
(Hierbei hilft ein dünner Fettfilm auf der Außenseite des
Spurstangenkopfes). Die Kugel sitzt dabei unterhalb des
Spurstangenkopfes. Sobald die Kugel unter der Nut sitzt, ist die Kugel
in die Richtige Position zu drehen und in den Spurstangenkopf einzuführen.
Nach einer Drehung um 90 Grad sitzt der Hebel fest. Bevor die äußere
Pfanne eingesetzt wird, ist die Außenseite der Kugel wieder gut
mit Fett zu behandeln.
Die äußere Pfanne wird eingesetzt mit der flachen Seite
nach außen. Um zu verhindern, daß das Fett durch das Loch
in der Mitte herausquillt, kann die Pfanne mit der Spezialmutter
hineingedrückt werden. Sobald die Mutter tief genug sitzt und das
Gewinde trifft, kann die Pfanne durch Eindrehen der Mutter hineingedrückt
werden. Die Mutter wird mit Hilfe des Spezialwerkzeuges bis auf
Anschlag hineingedreht. Damit sitzt der Hebel jedoch fest. Ein
gewisses Mindestmaß an Bewegungsfreiheit ist jedoch nötig.
Daher muß die Mutter etwa eine viertel Umdrehung zurückgedreht
werden. Die Position der Mutter muß so sein, daß eines der
Löcher für den Splint über einem der Schlitze steht. In
dieser Position bleibt die Mutter stehen und ist durch den Splint zu
sichern.
Bevor der neue Spurhebel auf den Achsschenkel positioniert wird,
sollte die geschliffene Fläche mit Fett eingestrichen werden.
Auch die Löcher für die M7er Schrauben sind gut zu fetten.
Um den neuen Spurhebel richtig im Achsschenkel zu positionieren, ist
es empfehlenswert die Schrauben anzusetzen und den Hebel mittels der
Schrauben in die richtige Position zu ziehen. Dabei ist darauf zu
achten, daß die Unterseite des Hebels exakt parallel zur Oberfläche
des Achsschenkels hineingezogen wird.
Sind beide Schrauben fest, muß das Sicherungsblech umgeschlagen
werden um die Schrauben festzuhalten.
Wurde der Hebel gewechselt, muß anschließend die Spur
eingestellt werden! Siehe dazu den Artikel "Spur einstellen".
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